Umfassende Sanierungsarbeiten des Südostturmes von Schloss Esterházy gestartet

Die umfassenden Sanierungsmaßnahmen der Dachlandschaft von Schloss Esterházy sind in die zweite Phase gegangen.

Thomas Steiner und Clemens Biffl

Nachdem im Vorjahr bereits der Südwestturm renoviert wurde, werden heuer Erneuerungsmaßnahmen am Südostturm – dem rechten Schlossturm – durchgeführt. Die Arbeiten sind bereits gestartet und sollen voraussichtlich bis Ende Oktober abgeschlossen sein.

Bei der bis 2021 geplanten Sanierung der gesamten Dachlandschaft werden in vier Abschnitten alle vier Türme, der Wendelgang samt Kaminen, Balustraden, Zieraufsätzen, Zwiebeldächern sowie Sonnen- und Turmuhr umfassend erneuert. So soll auch bei der Sanierung des Südostturmes behutsam auf die historische Bauweise Rücksicht genommen und bestimmte historische Putztechniken wieder aufgegriffen und angewandt werden. Auch die Wiederausbildung „verschwundener“ Gesimse oder die Rückführung von Portalen und Fenstern auf ihre ursprüngliche, barocke, Lage wird bei der Restaurierung umgesetzt. Dabei wird falsch aufgebrachtes Material abgenommen und Kalkputze und-farben aufgetragen.

Der gerade bearbeitetet Südostturm birgt seit dem Jahr 1672 die kleine Eisenstädter Schlossglocke, auch „Michaelsglocke“ genannt. Sie besitzt einen Durchmesser von 147 cm und ein Gewicht von knapp über zwei Tonnen (2016 kg) und wurde vom deutschen Metallgießer Balthasar Herold anlässlich der Vollendung des Schlossbaues gegossen. Die „Michaelsglocke“ hat sechs Henkeln mit „grotesken Männerköpfen“, der Glockenhals wird von einem palmettenartigen Fries geschmückt. Unterhalb des Halses befinden sich zwischen glatten Zierleisten eine in Großbuchstaben aufgebrachte lateinische Inschrift in vier Zeilen sowie ein Arabesken-Fries mit Masken. Die Flanke der Glocke zieren neben dem fürstlichen Esterházy-Wappen mit Krone außerdem die Erzengel Michael, Rafael, Gabriel, Uriel sowie ein Schutzengel.

Die „Michaelsglocke“ stellt zusammen mit der großen Glocke im Südwestturm, der „Marienglocke“, einen der sehr seltenen großen und wohl auch den bedeutendsten profanen – also nicht kirchlichen – Glockensatz Österreichs dar. Die beiden Glocken wurden auf Veranlassung von Graf Paul Esterhazy (ab 1687 Fürst) angeschafft und sollten wie der großzügige barocke Umbau des Schlosses die Macht und das Ansehen des Fürsten dokumentieren. Sie sind daher als klingende Denkmäler aufzufassen, mit denen er seine hohe gesellschaftliche Stellung auf akustischem Wege unterstreichen wollte.
Während die große Glocke zum letzten Mal zu Ehren der im Jahr 2014 verstorbenen Fürstin Melinda Esterházy beim Trauerzug auf dem Weg zur Familiengruft geläutet wurde, ist die kleinere „Michaelsglocke“ bereits seit langer Zeit stillgelegt.

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